Im Gegensatz zu gegenwärtigen Trends interessiert das THEATER AN DER LANDSTRASSE Virtuosität nicht.
Bescheidenheit,
Ehrfurcht den poetischen Entwürfen gegenüber ist eine seiner Tugenden.
Das gibt ihm die Kraft, sich an große Texte zu wagen, die schwer, ja
fast unmöglich zu bewältigen sind. Es laboriert, seziert, nähert sich
den Geschichten, ohne zu behaupten, sie bewältigt zu haben. Und es
nimmt die Autoren gegenüber ihrer eigenen Rezeptionsgeschichte in
Schutz. Ein trendiges Theater dagegen folgt in der Regel der
Rezeptionsgeschichte, anstatt sie infrage zu stellen. Das ist der
normale, einfache und bequeme Weg. DAS THEATER AN DER LANDSTRASSE
dagegen hat keine Angst vor schwarzen Flecken oder weißen Stellen. Das
würde seinen Spielern nur den Spaß austreiben. Sie suchen und erfahren
Verstörung. Die aus den Texten kommt, ihren Bildern, ihrer Struktur. Und
sie geben diese Verstörung an ihr Publikum weiter. Das versteht
glücklicherweise, in welchem Maße beunruhigend scheinende Poesie
vergnüglich sein kann. Und freut sich offenbar an solch einem Umgang. So
entwickeln sie Zuschaukunst, die schon Brecht vehement forderte, und
die nach wie vor Hand in Hand mit Beliebigkeit und Sinnlosigkeit
verschlissen wird.
BERNDT RENNE,
Regisseur mit langer Vergangenheit an der Volksbühne Berlin, deutschen
Staatstheatern, dem Burgtheater in Wien und als Generalintendant in
Rostock, führt eine Gruppe von zum Teil hochbegabten Amateuren zu
professioneller Qualität. Es entstehen Aufführungen, die verblüffen ob
der Eindrücklichkeit des Spiels, von Diamanten wird in der Kritik
geredet (AhQ), oder vom Transport großer Ideen (Waldstücke)
und das meistgebrauchte Adjektiv zu den Ergebnissen war bisher
"beeindruckend", was auf die Nachhaltigkeit der Wirkung verweist.
Das
THEATER AN DER LANDSTRASSE wird somit zum alternativen Modell. Es
orientiert sich an avantgardistischen Umgängen der zweiten Hälfte des
20. Jahrhundert, z.B. von Lucca Ronconi, denen auch Berndt Renne in
Ost-Berlin zugerechnet wurde. Es stellt das Mitteilungsbedürfnis der
Spieler wieder an die erste Stelle. Eingebettet in ein kultur- und
sozialorientiertes Engagement eines Weltkonzerns, der VOITH GmbH,
verteidigt das THEATER AN DER LANDSTRASSE eine politische Funktion des
Theaters, die offensiv mit poetischer Kraft spielt. Damit praktiziert es
eine Alternative zu einem subventionierten Beschäftigungstheater, das
an narzistischer Verzückung zu ersticken droht.
Unser aktuelles Projekt:
DER FRIEDEN
von Peter Hacks nach Aristophanes
Premiere: Donnerstag, 10.03.2016
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